Pfälzischer Merkur
vom 24.11.1995

Von Morgenschön und Sonnenschein

Das Märchenspiel "Der Froschkönig" begeistert die Kinder in der Festhalle

Zweibrücken. (fl) Die Landesbühne Rheinland-Pfalz Neuwied und Kleines Theater Bad Godesberg führten in der Festhalle Grimms Märchen ,Der Froschkönig" auf. Die Kinder in der fast ausverkauften Vorstellung gingen begeistert mit. Sie beantworteten im Chor die gestellten Fragen, es kam zu spontanen Zwischenrufen, die Begeisterung war groß. Als die Hexe Zwiebeltrüb mit einem grellen Lichtblitz gleich zu Anfang erschien, begleitet von lautem Getöse aus dem Lautsprecher, gab ein Kind heulend auf.

Stimmung und Spannung wurden von den Schauspielern und von der Regie geschickt aufgebaut, managierte gekonnt mit viel Hell-Dunkel, gruseliger Geräuschkulisse und bizarren Bewegungen und Kostümen. Es durfte trotzdem viel gelacht werden von jung und alt.

Man muß ja den Inhalt nicht wiederholen. Es ist jedenfalls so, daß der zu leise sprechende König seine drei Töchter unter die Haube bringen muß, zumindest die zwei älteren. Die Bräutigams sind beide ein wenig ungeschickt, linkisch und der eine dazu noch mit einem Sprachfehler behaftet. Das klingt tatsächlich sehr lustig und ist doch nicht so schwierig, daß die Kinder es nicht verstünden.

Die Wirklichkeit trägt märchenhafte Züge, in welche Richtung auch immer. Nun ist das sicher mehr ein Aspekt für Erwachsene. Die Märchenhauptlinie geht ja ganz anders: Der goldene Ball der jüngsten Tochter fällt in den Brunnen, ein Frosch, der sprechen kann, bringt ihn dem schönen Königskind zurück, das freilich schon in einem heiratsfähigen Alter ist Nun möchte der Frosch wieder ein Mensch werden, ein Übermensch sogar, ein Prinz. Er erpresst die schöne Königsmaid: Sie bekomme ihre goldene Kugel nur zurück, wenn sie das und das tue, auch mit ihm schlafe zum Beispiel, natürlich in aller Unschuld.

Die Schöne verspricht, was sie gar nicht halten möchte. Der Frosch mahnt an. Und mehr aus Versehen - sehr lustig mit einem Klappbett geschieht das - löst sie den Fluch, der beleidigten Hexe, auch mit Hilfe der Kinder, die den Zauberspruch im rechten Moment laut schreien. Und plötzlich steht der erlöste Prinz leibhaftig vor der jungen Königsfrau und sofort verfallen beide in Liebe auf den ersten Blick. Ach, ist das schön!

Und wenn die Kinder keine Kinder wären und die Erwachsenen nicht so kühl und reserviert, dann brächen alle in Tränen der Rührung aus. Vielleicht ist dieses Märchen eine moralische Geschichte und auch so geschrieben von den Gebrüdern Grimm: Wer seine Versprechen hält, wird irgendwie belohnt, ein Prinz muß es natürlich gar nicht gleich sein.

Aber inszeniert war dieses Märchen nicht so. Es ging witzig und satirisch voran, vordergründig und hintergründig zugleich, nichts mehr von königlicher Noblesse oder königskindiger Hoheit und Erbsspürigkeit. Es waren Menschen mit Schwächen und Tolpatschigkeit. Man soll es ja nicht auf die Spitze treiben, aber wenn man so will: Eine Zierde des weiblichen Geschlechts sind die drei wahrhaftig nicht. Aber da nicht ist, was nicht sein darf: Es war eben doch ein Märchen, eben drum.

Auch deswegen war es ein vergnüglicher Nachmittag. Viel Beifall entließ alle in eine schönere Wirklichkeit.

Historisches